Frisch aktualisiert liegt aktuell unser Ratgeber “Android Tablets & Smartphones” von Günter Born – einen der erfahrensten, professionellsten und vermutlich fleißigsten Fachbuchautoren Deutschlands – in den Buchhandlungen. Für mich die perfekte Gelegenheit, den Erfolgsautor mit dem besonderen Blick auf die Generation 50+ zum Interview zu bitten.
Herr Born, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuesten Buch.
Der Achte Altersbericht des Bundesfamilienministeriums urteilt, ältere Menschen seien von der Digitalisierung abgehängt. Besonders diejenigen mit mittlerem oder niedrigem Bildungsstand verfügen häufig über keine entsprechende Ausstattung oder einen Internetzugang. Hat Sie dies überrascht?
Eigentlich nicht. Aus meinem direkten Umfeld bei Eltern und Schwiegereltern, die auf dem Land lebten, weiß ich, dass das Festnetztelefon wichtig als Verbindung zur Welt war. Internet kam in dieser Welt nicht vor. Und Hand auf’s Herz: Bei den dort lebenden jüngeren Menschen erlebe ich, welche Klimmzüge teilweise veranstaltet werden müssen, dass Internet “irgendwie möglich wird”. Abseits der Ballungszentren ist selbst Mobilfunk-Internet per 4G-Handy in stabiler und schneller Form ein Glücksspiel.
Ganz schwierig wird es dann noch, wenn Fragen der Technik, Vertrags-Dschungel oder technische Probleme mit dem Internetanbieter dazu kommen. Da habe ich aus meinem Umfeld als Blogger genügend Beispiele, wo auch jüngere Menschen an ihre Grenzen kommen.
Aus diesem Blickwinkel ist es für mich nachvollziehbar, dass ältere Menschen den Mehrwert Internet nicht kennen und auch keine Lust haben, sich mit der neuen Technik samt den sich ergebenden Sicherheitsrisiken auseinander zu setzen. Aber ich sehe an Rückmeldungen von begeisterten Lesern aus der Altersgruppe 75+, dass diejenigen, die es geschafft haben, “dieses Internet zu meistern”, plötzlich die Vorteile erkennen und nutzen.
Was schätzen Sie, hat die Corona-Pandemie auch hier die Entwicklung vorangetrieben? Konnten Sie ein gesteigertes Interesse an digitalen Technologien feststellen?
Dazu kann ich persönlich wenig sagen. Im Personenkreis ohne Internet wird sich niemand wegen Corona plötzlich Internet zulegen. Im persönlichen Umfeld – und auch bei mir – stelle ich aber fest, dass die Möglichkeiten des Internet intensiver genutzt werden. Die neu geborenen Enkelkinder konnten wir wegen Corona lange nicht sehen – per Skype nimmt meine Familie aber am Leben der Kinder und Enkel teil.
Was ich persönlich bedaure, ist der Umstand, dass mit einer in einer Pflegeeinrichtung untergebrachten Person keine Gespräche per Skype-Videotelefonie möglich sind. Auf jeden Fall ist von uns geplant, beim nächsten Besuch in dieser Pflegeeinrichtung mit der Heimleitung zu klären, ob zumindest eine kurzzeitige Internetanbindung an das Netzwerk der Einrichtung möglich ist, um der dort untergebrachten Person ein Videotelefonat mit den Enkeln und den Urenkeln zu ermöglichen. Die Beispiele zeigen: Es ist deutlich Luft nach oben – und ich hoffe und erwarte, dass zu dem Zeitpunkt, an dem meine Frau und ich in eine Pflegeinrichtung wechseln müssen, Internet auf den Zimmern zum Standard gehört.
Was können Tablets und Smartphones darüber hinaus für die Gruppe der älteren Menschen leisten?
Ich denke, dass künftig auch Konsultationen von Ärzten, speziell auf dem Land und bei Gehbehinderung, für die Gruppe der Älteren in wenigen Jahren gelebte Praxis sein kann. Und das sage ich im Bewusstsein, dass im Bereich Telemedizin viele Fragen offen sind und einige Sicherheitsrisiken drohen. Auch im Bereich der Therapie (Stichwort kognitives Training nach Schlaganfällen etc.) könnten Tablet-PCs mit entsprechender Software helfen.
Ob der Einkauf per Internet für die Generation der Senioren der Bringer wird, bleibt abzuwarten. Ich bin da skeptisch. Vielfältige Chancen und Vorteile in der Nutzung von Tablets und Smartphones sehe ich den Bereichen Information per Internet, Kommunikation per E-Mail oder über sogenannte Messenger, Abwicklung von Bank-, Behörden- und Steuerangelegenheiten sowie in der Unterhaltung.
Schnell ist mal ein Spiel am Smartphone/Tablet probiert, eine verpasste Fernsehsendung lässt sich über die Mediatheken der Sender nachträglich abrufen – das ist Freiheit pur. Und was ich persönlich genial finde: Über YouTube lassen sich alle die großartigen Musiktitel der letzten 60 oder 70 Jahre als Video abrufen. Gleichzeitig kann ich per Internet nach den Titeln und Interpreten recherchieren und beispielsweise auf Wikipedia nachlesen, was zu meiner Jugendzeit vielleicht absolute Fans oder das Jugendmagazin Bravo wussten – an mir aber vorbei ging. Es ist einfach irre, welche Möglichkeiten sich heutzutage durch das Internet eröffnen.
Was ich aktuell auch genial finde: Da ich als freiberuflich tätiger Autor und Blogger kurz vor dem Eintritt in den Unruhestand (mit gleitendem Übergang im Hinblick auf meine Tätigkeiten) stehe, habe ich wieder verstärkt mit Fotografieren begonnen. Aber auf meinen Spaziergängen oder beim Nordic Walking habe ich keine Digitalkamera dabei. Wenn ich dann plötzlich ein Motiv (Herbstwald, blühende Raps-Felder, spiegelnde Landschaften in einem Teich, Sonnenblumenfelder usw.) sehe, denke ich oft: “Mist, hättest Du bloß die Kamera dabei”. Früher musste ich dann die Gelegenheiten verstreichen lassen. Heute habe ich alleine aus Sicherheitsgründen immer ein Smartphone für Notrufe dabei. Das wird dann gezückt und ich versuche mit dessen Kamera die Motive einzufangen. Einiges ist ganz gut gelungen und inzwischen auf meinem Instagram-Kanal zu bewundern.
Die Erkenntnis: Smartphones lassen sich für viele Zwecke, und sogar fürs Hobby verwenden. Selbst beim Grillen eines Steaks auf meinem Holzkohlegrill läuft der Timer des Smartphones mit, um die optimalen Grillzeiten einzuhalten.
Müssen oder sollten ältere oder noch ungeübte Menschen etwas beachten, wenn sie sich nun ihr erstes Tablet oder Smartphone anschaffen?
Mein Tipp wäre, sich beraten lassen (beispielsweise auch von Enkeln oder Kindern), sich eine eigene Meinung zu bilden, was man wirklich braucht und mit dem Gerät machen will (nicht immer muss es das teure, neue Smartphone-Modell sein) – und vor allem, die Geräte vor dem Kauf praktisch ausprobieren. Kommt man damit zurecht, ist das Display groß genug oder ist das Gehäuse zu klobig oder das Gerät zu schwer.
Wer kein Internet zuhause hat, sollte klären, ob mobiles Internet per Smartphone eine Alternative sein kann und auch im selbst gesteckten Kostenrahmen bleibt. Nicht immer muss es ein teurer Mobilfunkvertrag mit Datenflatrate sein – für Wenignutzer reichen auch sogenannte Prepaid-SIM-Karten mit aufladbarem Guthaben, wenn diese eine Internetanbindung ermöglichen. Selbst ich verwende dieses Modell. Wichtig ist dabei, dass der Mobilfunkanbieter eine gute Datenanbindung in den Bereichen bietet, wo man sich aufhält. Heutzutage sollte ein Smartphone eine 4G-Internetanbindung (LTE) ermöglichen.
Mit zahlreichen Buchveröffentlichungen verfügen Sie über einen beeindruckenden Erfahrungsschatz. Welche Fragen bekommen Sie immer wieder gestellt? Wobei sind Einsteiger*innen und Senior*innen häufig ratlos?
Schwierige Kiste – ich gehöre mit 65 Jahren zur Altersgruppe, die mit dem Internet leben. Im Umfeld meiner Altersgenossen tauchen keine Fragen auf. Die Generation der Eltern ist verstorben oder besitzt kein Internet und wird das auch nicht ändern. Und die Aktivität “ehrenamtliche Computerschulungen für Senioren”, die ich vor über einem Jahrzehnt geleistet habe, ist vor vielen Jahren “mangels Teilnehmerschaft” eingeschlafen. Die Zielgruppe ist uns sozusagen verloren gegangen.
Ich kann also nur als Autor im Hinblick auf Leserfragen antworten. Und da gilt: Es gibt keine Fragen, die “immer wieder gestellt werden”. Ohne mir auf die Schultern klopfen zu wollen: In meinen Büchern für die Zielgruppe der Senioren greife ich ja proaktiv auf, was an Fragen kommen könnte und liefere auch Antworten. Wenn Leserfragen kommen, dann sind diese sehr speziell, in der Regel zu einem Thema, welches ich (meist bewusst) in den Büchern ausgespart habe.
Wie hilft das Buch?
Es ist der Begleiter, der in die Technik und Funktionen der Geräte (Smartphone, Tablet, Android und ausgesuchte Apps) einführt. Und man kann es bei Fragen der Art “wie geht das noch mal genau” konsultieren. An dieser Stelle verrate ich ein schmutziges Geheimnis. Ich gehe zwar täglich mit Geräten wie Smartphone oder Table um und schreibe auch darüber. Aber bei Funktionen, die ich nur selten benötige, und ad-hoc nicht weiß, wo diese zu finden sind oder wie ich am besten vorzugehen habe, stecke die Nase in meine eigenen Bücher und lese nach, was es da zu wissen gibt. Es gibt böse Zungen, die behaupten, Günter Born schreibt die Bücher nur, damit er es selbst in lesbarer Form vorliegen hat.
Damit sind Sie vermutlich nicht der einzige Fachbuchautor! Zum Schluss des Interviews wünschen wir uns einen Tipp: Welche drei Apps würden Sie nie von Ihrem Smartphone löschen?
Hier muss ich enttäuschen – aus Sicherheitsgründen versuche ich möglichst wenige zusätzliche Apps auf meinen Geräten zu installieren und mit dem auszukommen, was mir der Gerätehersteller (oder Google über Android) bereitstellt. Installierte Apps wechseln daher häufiger. Und die vorinstallierten Apps lassen sich in der Regel nicht entfernen – sonst würde ich dort einiges abrasieren. Was aber bleiben würde: Die Browser-App, die Mail-App, die Foto-Anzeige, die Kamera-App und auch YouTube.
Eine App, die ich seit Jahren auch auf meinem Smartphone habe, ist Google Fit. Die App verwende ich, um meine täglichen Bewegungseinheiten beim Nordic Walking oder spazieren gehen zu erfassen und so die Fitness und den Gesundheitszustand über längere Zeiträume beurteilen zu können – etwas, was mir seit einem schweren Sportunfall in 2015 sehr geholfen hat.
Herr Born, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.
Über das Buch
Android Tablets & Smartphones: Der Ratgeber für Einsteiger & Senioren
Von Günter Born (borncity.com)
322 Seiten, mit großer Schrift und in Farbe
4. aktualisierte Auflage 2020
Print: 19,90 € (D), E-Book: 15,99 € (D)
Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Bestellmöglichkeit unter oreilly.de.
Erhältlich bzw. bestellbar in allen On- und Offline-Buchhandlungen.