Schwarm-Betriebsamkeit: ein paar ganz persönliche Eindrücke von der re:publica 2015

Viele tolle Menschen

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Betriebsamkeit unter blauem Himmel

Wie immer war die re:publica ein buntes, sonniges, quirliges, leicht hektisches, alle Sinne ansprechendes Vergnügen. Wie immer waren die Begegnungen mit alten und neuen Bekannten mindestens so wichtig wie die vielen interessanten Sessions, von denen ich natürlich jede Menge verpasst habe. In diesem Jahr war es mir sogar ganz besonders wichtig, Autoren, Freunde und Kollegen (wieder) zu treffen. Für mich als O’Reilly-Lektorin war es ja eine Art Abschiedsveranstaltung, da ich in diesen Tagen meine letzten Buchprojekte bei O’Reilly betreue. Vielen Menschen bin ich deshalb mit einem lachenden und einem weinenden Auge begegnet. Anderen leider gar nicht, weil ich sie im Gewühl verpasst habe – wie das eben so ist. Aber es war schön.

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O’Reilly & Friends: Hans Dorsch, Heike Stiegler, Larissa Vassilian, Marie-Christine Schindler, Cathrin Tusche, Alexander Plaum, Susanne Gerbert

Viele tolle Inhalte

Und dann waren da die re:publica-typisch wild gemixten Inhalte. Folgende Themen habe ich dieses Jahr in Gesprächen und auf Bühnen besonders häufig aufgeschnappt: 1. Privatheit im Netz und ob/wie sie zu schützen ist. 2. Die Verantwortung jedes einzelnen dafür, was im Netz geteilt wird und wie dort Diskurse geführt werden. Mit anderen Worten: Wie kriegen wir da ein bisschen Niveau rein? 3. Astronauten scheinen die neuen Popstars zu sein. Ich selbst habe Astro_Alex (Alexander Gerst) leider verpasst, aber alle, die dort waren, haben sich verliebt.

Überhaupt habe ich nur eine Handvoll Sessions mitbekommen, ich nenne mal drei meiner persönlichen Highlights:

  • „Das ist der Sinn des Lebens.“ Ich kenne nur einen, der einen Vortrag überzeugend mit diesem Satz enden lassen kann, und das ist Gunter Dueck. Auch seinen Thesen kann ich nur zustimmen; die abschließende habe ich in etwa so verstanden: Vorträge, Erklärungen, Produkte oder was auch immer genial einfach zu gestalten, statt übersimplifizierend oder umständlich, das ist die wahre Kunst. Seinen Vortrag „Schwarmdummheit!“ könnt ihr hier sehen: https://re-publica.de/session/schwarmdummheit
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Gunter Dueck erklärt, weshalb Menschen in der Gruppe oft dümmer sind als jeder einzelne von ihnen. Und warum einfach oft besser ist.

  • So ähnlich geht auch die Sketchnote-Philosophie: „Bisschen weniger machen, dann werdet ihr auch mehr schaffen“, sagte Ralf Appelt in der gut besuchten Session „Sketchnotes für Einsteiger“, die er gemeinsam mit Anna Lena Schiller und Britta Ullrich hielt. Sketchnotes sind Skizzen, mit denen man Gedanken festhält und Vorträge aufzeichnet. Visuelles kann unser Gehirn ja bekanntlich besser verarbeiten und speichern als reinen Text, deshalb ist diese Technik in vielen Situationen Gold wert – nicht zuletzt, um re:publica-Vorträge aufzuzeichnen. Dabei muss man sich auf zwei bis drei Kernthesen konzentrieren, denn jedes Detail festzuhalten, das funktioniert nicht. Wie alle Besucher der Session habe ich mich eifrig im Sketchnoting versucht, kann mich durchaus noch steigern 😉 und bleibe auf jeden Fall dran!
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Eifriges Skizzieren im Sketchnote-Workshop

  • „Es ist menschenunwürdig, nichts tun zu dürfen“, das sagte Fatuma Musa in der Diskussionsrunde zum Thema „Closed for Migration, open for export“. Sie sprach stellvertretend für die vielen Flüchtlinge in Deutschland, die sonst kaum gehört oder auch nur gefragt werden. Fatuma Musa setzt ihr wirklich beeindruckendes Talent als Rednerin ein, um einerseits Mit-Flüchtlingen Mut zu machen, an sich zu glauben, und andererseits gegenüber Politik und Öffentlichkeit auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Dazu gehört eben auch, dass Flüchtlinge darunter leiden, ihre Talente, Fähigkeiten und gelernten Berufe kaum in die Gesellschaft einbringen zu können. Sie fühlen sich dadurch nutzlos, und werden ja häufig auch so gesehen. Eine wirklich unschöne Folge deutscher Asylpolitik.

Claudia Roth war übrigens auch da. Und Zara Rahman, die u.a. interessante Details zu (nicht unproblematischen) Datenerhebungen in Flüchtlingslagern beisteuerte.

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Bunte Lichter in den Sessions …

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… und in den Gängen

Viel zu tun

Mittwoch Nachmittag ging es für mich schon zurück. Der Zug fuhr, alle Sorgen wegen des Bahnstreiks waren in meinem Fall unnötig. Jetzt bin ich erstmal damit beschäftigt, mir verpasste Sessions als Konserve anzugucken – vieles haben die fabelhaften Organisatoren der re:publica ja schon online gestellt. Und: Ich muss, will, darf Sketchnotes üben. Das kann jeder lernen, wurde uns versprochen!

Zum Schluss muss ich euch doch noch eine kleine Übung aus „Sketchnotes für Einsteiger“ ans Herz legen: Setzt euch einer anderen Person gegenüber und zeichnet einander, ohne auf das Papier zu schauen (ein beliebiger Stift und Schmierpapier reichen). Es entstehen wirklich Gesichter, die oft sogar Ähnlichkeit mit der Person haben. Großartig! Ich kann gar nicht mehr aufhören! 🙂

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Das Gegenüber anschauen, gleichzeitig den Stift übers Papier führen, fertig.

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