Big Data: längst in aller Munde. Künstliche Intelligenz: auch. Cloud Computing: sowieso. Doch irgendwo müssen die Rechenzentren stehen, in denen all unsere Daten gespeichert sind, in denen sie verarbeitet und analysiert werden. Und irgendjemand muss sowohl für die technologische Weiterentwicklung der Speicherlösungen – im Sinne der User, insbesondere der Industrie-Unternehmen, deren Konkurrenzfähigkeit so stark wie noch nie von der IT-Infrastruktur abhängt – als auch für deren Sicherheit sorgen. Beim Storage-Forum in Leipzig können insbesondere Anwender miteinander ins Gespräch (=Fachgesimpel) kommen. Ich habe mit Kerstin Mende-Stief und Wolfgang Stief gesprochen, die das SF 2019 organisieren.
Liebe Kerstin, lieber Wolfgang – wir kennen uns schon seit vielen Jahren und daher weiß ich, dass ihr alles, was euch fachlich interessiert, grundsätzlich unerschrocken und angeht. 😉 Was hat euch denn bewogen, das Storage-Forum auf den Weg zu bringen? Wen sprecht Ihr mit der Konferenz an?
Kerstin: Die Konferenz richtet sich an Nutzer und Anbieter von Enterprise-Storage-Systemen und -Lösungen. Uns fiel auf, dass es ein solches Forum in Deutschland nicht gibt. Zusammen mit speicherguide.de haben wir bereits Ende 2018 angefangen, über eine Storage-Konferenz nachzudenken. Es gibt mittlerweile so viele Hersteller, Produkte und neue Technologie am Markt. Wir stellen die Anwender solcher Enterprise-Storage-Lösungen in den Mittelpunkt und geben Navigationshilfe. Dazu gehört auch der unvoreingenommene Dialog mit Herstellern.
Wolfgang, du warst zuletzt auch Speaker bei storage2day, einer Konferenz unseres Verlages gemeinsam mit Heise. Daher erlaube ich mir im Vergleich die direkte Frage: Was finden Teilnehmer beim Storage-Forum, was Sie bei der storage2day nicht finden – und umgekehrt?
Wolfgang: Jede Veranstaltung ist einzigartig. Ich glaube, dass der deutschsprachige Markt Platz für mehr als einen Event hat. Immerhin haben beide Veranstaltungen 2019 ihre Premiere. Da ist es vielleicht noch etwas zu früh, Prognosen abzugeben.
Wir sind sehr stolz, den Anwendern auf dem Storage-Forum in Leipzig weniger bekannte Hersteller wie LucidLink, ScaleFlux, NEC, PoINT oder die ServerFactory zu präsentieren. Und alle, die in Heidelberg die Vorträge von z. B. Scality, Fujifilm oder FAST LTA verpasst haben, finden in Leipzig eine zweite Chance.
In jedem Fall betrifft das Thema Storage nahezu jedes Unternehmen, denn zum Einen fallen immer mehr Daten in immer kürzerer Zeit an, zum Anderen sind ein ausfallfreier Zugriff und eine schnelle Auswertung immer häufiger wettbewerbsentscheidend. Welche Anforderungen stellt das an Hard- und Software von Speicherlösungen?
Wolfgang: Themen wie Redundanz, Ausfallsicherheit oder Backup haben Unternehmen und Hersteller mittlerweile gut im Griff. Die große Herausforderung ist die Zugriffs- und Verarbeitungsgeschwindigkeit auf wachsende, unstrukturierte Datenmengen. Hier werden wir kurz- und mittelfristig die größten Sprünge in der Entwicklung sehen. Dabei denke ich an Dinge wie Computational Storage, Persistent Memory, Storage Class Memory, NVMe over Fabrics (NVMeoF) oder Erasure Coding. Noch gibt es wenig Software, die das Potential dieser neuen Technologien ausreizt. Hier werden wir in absehbarer Zeit eine ganze Reihe neuer Software am Markt sehen. Eine davon – NVMesh – demonstrieren Lenovo und Excelero live auf dem Storage-Forum in Leipzig.
Storage-Forum 2019 – Netzwerken und Fachsimpeln
Das SF 2019 ist eine neue Plattform zum fachlichen Austausch für Nutzer und Anbieter von Enterprise-Storage-Systemen und -Lösungen. Die Konferenz findet am 28. und 29. November in Leipzig statt. O’Reilly-Leser*innen bekommen 20 Rabatt auf das Ticket, nutzt den Code: ORLY20RSF19
Wenn ihr auf die Unternehmenswelt blickt: Sind die Voraussetzungen in den Unternehmen bereits erkannt und geschaffen – sowohl was die Investitionen in Technik, aber eben auch was die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern angeht?
Kerstin: Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, wie geschäftskritisch Daten sind. Die Investitionen in eine Infrastruktur, diese Daten auch möglichst effektiv zu nutzen, steigen. Wir stehen hier aber noch ganz am Anfang. Das Potential von künstlicher Intelligenz oder Deep Learning beginnen viele Unternehmen gerade erst zu begreifen. Die Möglichkeiten von Analytics z. B. für die IT-Sicherheit werden aktuell nicht einmal ansatzweise auch nur an der Oberfläche genutzt. Dabei gibt es gerade in Deutschland entwickelte Lösungen dafür –fast alle, die ich kenne – aus Leipzig (lächelt verschmitzt).
Hier wird jedenfalls in den nächsten Jahren viel auf Unternehmen zukommen, die zukunftsfähig bleiben wollen. Für die Firmen ist es eine große Chance, ihre Mitarbeiter und Geschäftspartner von Anfang auf dieser Reise zu begleiten und gemeinsam zu wachsen. Auf dem Storage-Forum wird es auch Workshops zu strategischen Themen geben. Einer ist “Candidate Journey im Recruiting” von Anne-Cathrin Becker, die gemeinsam mit einer weiteren Expertin GET-A-MINT gegründet hat – in Leipzig (lächelt wieder verschmitzt).
Wolfgang: Die Storage-Welt ist eine eher konservative: Unternehmensdaten sind in vielen Fällen unternehmenskritische Daten. Mit solchen Daten spielt man nicht. (lächelt sehr verschmitzt)
Zum Abschluss eine persönliche Frage: Worauf freut ihr euch schon jetzt am meisten?
Kerstin: Auf Leipzig. Auf die Stadt selbst und natürlich darauf, meine Freunde dort wiederzusehen. Und auf einen Besuch im Cafe Katzentempel.
Wolfgang: Ich freue mich am meisten auf interessante Fachgespräche und den Austausch mit Teilnehmern, Herstellen und alten Bekannten aus der Speicherwelt.
Herzlichen Dank euch beiden und ein erfolgreiches Storage-Forum! (Und ein Hinweis in eigener Sache: Die nächste Storage2day findet vom 22. bis 24. September 2020 in Heidelberg statt.)